Ist es nicht wirklich so, liebe Leser? Gerade in der Weihnachtszeit, aber nicht nur dann mühten sich die Gewerbetreibenden und Geschäftsleute unserer Stadt, nicht nur die Einwohner und Gäste mit einem attraktiven Warenangebot zufrieden zu stellen, sondern leisteten bisher auch immer ihren Beitrag, unsere Stadt mit eigenen Mitteln zu schmücken, für alle einen schönen erlebnisreichen Weihnachtsmarkt zu gestalten und manches andere mehr. Dass der Markt unter der Regie des Stolpener Gewerbevereins dieses Jahr CORONA-bedingt ausfallen muss, ist bedauerlich.

Es gibt trotz CORONA auch immer wieder gute Nachrichten. Das ist eine Tatsache und kann optimistisch stimmen: In Stolpen eröffnete Fotograf Kai Reichelt am Markt sein neues Geschäft, Die Kosmetikerin Franziska Rodehüser gibt für den 1. September die Eröffnung ihres Geschäftes gleich nebenan am Markt 6 bekannt, das Gogelmoschhaus bekam die verdiente staatliche Förderung, die Stadtverwaltung baut ein neues Feuerwehrhaus… Daran sehen wir, auch in Krisenzeiten gibt es Menschen, die ihre Chance suchen und auf Erfolg hoffen. Hier können auch die oft vergessenen christlichen Tugendenden: Liebe, Glaube, Hoffnung wieder zur Geltung kommen. Denn niemand wird ohne Liebe zum Beruf, ohne Glauben an seine Zielsetzungen und ohne Hoffnung auf Erfolg ein Geschäft führen können. Letztlich macht aber die göttliche Gunst noch den Teil zum Erfolg aus, den man Glück nennen könnte. Es gab schon in früheren Zeiten Denker, die so in Krisenzeiten dachten wie es etwa Rainer Maria Rilke in Verse gefasst hat: „Da Vieles fiel, fing Zuversicht mich an, die Zukunft gebe, dass ich darf, ich kann.“ Ja, jeder darf und jeder kann. Aber es ist unter diesen Bedingungen vieles nicht so einfach und manches zu bedenken. Es wäre ratsam in Küstennähe zu segeln und sich nicht zu weit auf den Ozean hinauszuwagen.

Die Frage kann hier nicht in aller Ausführlichkeit und auch nicht endgültig behandelt werden. Vielleicht sollte man auch eher vom mitteleuropäischen Handwerk sprechen. Bereits vom Mittelalter her haben sich in dieser Region Europas und insbesondere auch in Deutschland Qualitätsstandards herausgebildet, die einmalig und unübertroffen in der Welt sind, was jederzeit bewiesen werden kann. Wer sich einen historischen Überblick über die Erzeugnisse verschaffen möchte, braucht nicht weit zu gehen und kann schon in Sachsen fündig werden:
Beispielhaft ist das Uhrenmuseum in Glashütte, das Grüne Gewölbe in Dresden, das Horch-Museum in Zwickau, das Schlesische Museum der Glasmacher in Görlitz. Berühmt war vom Mittelalter her das Handwerk in Nürnberg und Augsburg. Die russischen Zaren kauften nur von dort (Heute dürfen sie nicht mehr.). Wer schon einmal in der Erimitage in St. Petersburg war, hat das gesehen. Die Qualität des Handwerks war auch die Basis für die Qualitätsarbeit der späteren Industrie.

"VERTRAUEN"

                                     (eine wichtige Kategorie im Geschäftsleben)

Früher war es bekanntermaßen üblich, Geschäfte mit Handschlag abzuschließen.
Meistens ging man darauf noch ins Gasthaus und trank auf das gute Geschäft. Es galt der
Spruch: "Ein Mann - ein Wort." Aber wie ist es heute?  Die heutige Einstellung zum
Vertrauen erhielt bei uns im Osten einen Bruch, als Leute aus dem Westen kamen und
bei unseren Handwerkern und Geschäftsleuten für 50 000 DM und mehr Aufträge erteilten
und dann ganz einfach nicht bezahlten. So etwas kannten wir im Osten nicht, bestellen
und nicht bezahlen. Dadurch allein ist heute im Vertrauen der Bruch so tief, dass das
kaum reparabel ist.

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