Versuch einer Antwort auf die Diskussion des Stadtrates
- Die zweite Entwicklungslinie ist eine wissenschaftlich technische, die erst recht nicht aufzuhalten ist und an der nun einmal nicht unsere Politiker schuld sind. Sie ist mit Einkaufen im Internet verbunden. Hier kann natürlich viel mehr jeder selbst entscheiden, was er macht und was am bequemsten ist. Und es sind die jungen Mitbürger, die sich für den Interneteinkauf entscheiden. Die alten, welche nicht mit den modernen Medien umgehen können sterben aus und damit verringern sich die Kunden weiter, die bisher in althergebrachter Weise einkaufen gingen. Nun könnte einer sagen, da müssen die Stolpner Geschäftsleute eben auch ihre Waren im Internet anbieten. Theoretisch ist das eine Möglichkeit. Aber das Einrichten einer Plattform ist sehr teuer und der Geschäftserfolg damit ungewiss. Weiter würde die ständige Pflege der Plattform zu viel Zeit erfordern, die eine einzelne Geschäftsfrau oder ein einzelner Geschäftsmann nicht hat. Und letztlich lohnen sich solche Versandtgeschäfte nur bei Summen über hundert €.
Die dritte Entwicklungslinie ist die seit der Euroeinführung entstandene massive Geldentwertung, die fortschreitende Inflation. Die Preise stiegen bei den meisten
Waren um das Doppelte bis Dreifache. Der Euro hat zudem im Gegensatz zur DMark keine Deckung mehr. Verbunden damit ist der vierte Trend, die Verringerung der Einkommen. Die Lohn-und Einkommensentwicklung hält nicht Schritt mit der Verteuerung der Waren. Das daraus das sichtbare Verhalten der Mitbürger wird, weniger einzukaufen, überall nach preiswerteren Dingen, nach Schnäppchen zu suchen muss uns nicht wundern. Aus all dem muss sich der Schluss ergeben, Einkauf geht generell zurück. Und erst recht ist Einkauf in den Innenstädten aus längerfristiger Sicht rückläufig. Aber was kann man dann noch tun? In Stolpen können diejenigen Geschäftsleute, die sich hauptsächlich nur mit Verkauf befassen, noch mit viel Mühe und dadurch, dass sie ihre Geschäfte im eigenen Haus haben, weiter existieren. Wie lange ist ungewiss. Geschäftsschließungen sind vorprogrammiert. Übrig bleibt bei konsequentem Nachdenken darüber, was für die Zukunft tragfähig ist, nur Dienstleistung. Dienstleistung ist individuell, Dienstleistung ist mit persönlichem Kontakt, mit persönlicher Absprache verbunden. Dienstleistung findet man nicht in der Selbstbedienung. Ein Zukunftsmodell für die Stopener Innenstadt könnte daher aus meiner Sicht nur darin bestehen, zu überlegen, welche Dienstleistungen brauchen wir zukünftig in der Stadt, was kann man tun, um die Ansiedlung solcher Dienstleistungen in der Innenstadt zu unterstützen? Und das hat nichts mit "Pfiffigkeit", oder mit Bussen oder mit Lindenallee zu tun!
Bernd Müller-Kaller
(Im Nov. 2016)