Eine andere Frage, der hier noch nachgegangen werden soll, sind die Verpackungsprobleme im Zusammenhang mit dem Versandhandel:

Heute erleben wir in der globalen Wirtschaft sozusagen einen Verpackungsboom und einen Verpackungswahnsinn. Der Grund dafür ist das Internet, welches den Versandfirmen neuen Auftrieb verliehen hat und den Handwerkern kleinen Geschäftsleuten das Leben schwermacht. Für die Kunden hat das scheinbare Vorteile. Sie können bequem in jeder Tages-und Nachtzeit von zu Hause aus bestellen, sparen scheinbar Zeit und Wege. Manchmal lassen sich die Kunden auch vom örtlichen Händler vorher noch beraten, indem sie einen möglichen Kauf vortäuschen und sich nach fachlichen Maßen oder ähnlichem erkundigen und dann aber doch im Internet bestellen. Vielen Kunden sind leider nicht die Nachteile eines solchen Kaufverhaltens bewusst und sie werden möglicherweise erst durch Enttäuschungen klug. Welche Nachteile hat nun der Internet- und Versandhandelkauf?

  1. Die Kunden kaufen oft hauptsächlich nach Bild, zum Teil nach Beschreibung. Ein Bild ist aber nicht dasselbe wie das Original. Vor allem Vergrößerungen täuschen besonders. Auch Farbe und Stofflichkeit kann im Original ganz anders aussehen.
  1. Ein weiteres Problem sind die Maße: z. B. bei Ringen, bei Armbändern von Uhren, bei Schuhen, Kleidern, oder auch bei Möbeln (Küchen) usw. Nicht selten stimmen diese nicht mit den Vorstellungen überein.

Laut Statistik gehen ungefähr die Hälfte der bestellten Waren wieder zurück. Das Ausmaß dieses Hin-und Herschickens, der Hin-und Hertransport ist enorm und geht ins Millionenfache. Was hier stattfindet scheint normalerweise unrentabel und man fragt sich worin in dieser Energie-und Resoursenvergeutung der wirtschaftliche Sinn zu suchen ist?

Oft lasse sich z. B. Kunden Konfektion zusenden, tragen das zu einem Anlass und senden das wieder zurück (ungereinigt). Eine verpackte Uhr wird genommen, der örtliche Uhrmacher soll das Band kürzen. Schuhe des Versandhandels soll der örtliche Schuhmacher weiten. Die Krawatte aus dem Versandhandel soll der örtliche Händler binden. Ein bestelltes Hoch-Beet aus dem Versandhandel soll der örtliche Tischler montieren. Solche und ähnliche Beispiele gibt es viele und die Kunden überlegen sich oft nicht, dass das für die die örtlichen Händler und Gewerbetreibenden eine Zumutung ist.

Die Kunden sollten sich auch überlegen, dass Waren aus dem Internet und aus dem Versandhandel, die als „neu“ verschickt werden, oft nicht neu sind, sondern bereits 3, 5, 10 oder sogar 20 Mal hin-und hergeschickt und mehrfach (insbesondere bei Kleidern) von anderen Menschen vorher probiert und getragen wurden.  

Letztlich gilt: Verpackungen sind nicht ohne Dienstleistung perfekt und diese Dienstleistung findet man oft nur bei einem örtlichen Handwerker oder Händler.

Bernd Müller-Kaller  (10. Juli 2016)

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