Aus philosophischer Sicht ist Qualität ein reiner Begriff, der noch nichts über eine bestimmte Qualität enthält. Es geht allgemein um Beschaffenheit und Eigenschaften von sehr gut bis sehr schlecht. Nach Immanuel Kant ist Qualität auf Gegenstände der Anschauung gerichtet und das "Meiste bleibt der Erfahrung überlassen." Im allgemeinen Umgangsverständnis ist der Begriff "Qualität" nur positiv aufgeladen, was meiner Meinung nach irreführend wirkt. Mit der Orientierung auf Qualität möchte der Unternehmer sein Produkt verkaufen. Die Werbung mit dem Qualitätsbegriff allein genügt aber nicht, sie muss mit einzelnen Kriterien untersetzt sein. Anders ist es, wenn ein Produkt schon eine Zeit auf dem Markt war und sich in der Erfahrung der Kunden als ausgezeichnetes Qualitätsprodukt eingeprägt hat (wie es z.B. bei "Odol" gewesen ist). Dann wird ein Produkt zur Marke. Dann genügt ein Begriff und jeder weiß, was er hat.

Qualität soll Richtschnur für das Handeln in der Gemeinschaft sein (in der zivilisierten Welt). Qualität verpflichtet und soll dem Wohl, der "Konsumentenwohlfahrt" nach Adam Smidt dienen. Aber es kann auch vorkommen, wie wir das heute bei vielen gefälschten Produkten z. B. aus China erleben, dass Qualität vorgetäuscht wird und nur eine Floskel ist.

Ist Qualität nun eine fraglose Sache, ist Qualität eine Münze, die jeder drehen und wenden kann, wie er will? - könnte man nun fragen. Ich würde sagen nein. Die Rechtsnormen unserer Gesetze und die deutschen Traditionen geben den Rahmen der Qualitätssicherung bei uns vor. Allerdings gibt es in der Europäischen Union (EU) leider die Tendenz deutsche Qualitätsnormen aufzuweichen. In vielen Ländern gibt es z. B. nicht die Handwerksmeisterpflicht, oder es gibt dort nicht diese qualifizierte Berufsausbildung wie in Deutschland. Sollten nach dem Willen der EU die gesetzlichen Regelungen heruntergestuft werden auf das niedrigere Nivea anderer Mitgliedsländer, wird Qualität auch in Deutschland beliebiger werden.  Allerdings wird es immer noch Produzenten geben, die durch hohe Qualität im Wettbewerb punkten bzw. durch höhere Qualität auch höhere Preise realisieren. Musterbeispiele dafür sind in Sachsen "Glashütter Uhren" und "Meißner Porzellan".

Bei letzterem sehen wir besonders deutlich, dass Qualität im Leben immer mit Wert und Preis verbunden ist. Es geht um den Tausch – oder Verkehrswert, wenn vom Preis die Rede ist. Im Allgemeinen hängt der Preis nach der klassischen Nationalökonomie vor allem von den Produktionskosten ab. Doch das ist bei zahlreichen Produkten (vor allem bei Markenprodukten) eben nicht nur so der Fall.

Auch der Markt mit seinen Wettbewerbs – und Verdrängungswirkungen hat letztlich Einfluss auf die Qualität. Kleinmärkte haben eher Komplementärwirkungen und können Versorgungs – und Qualitätslücken ergänzen. Großmärkte besitzen eine größere Wettbewerbswirkung: Qualitätsstandarts, Qualitätsvergleiche, Qualitätsinnovationen haben hier eine ungleich größere Bedeutung und Wirkung als in Kleinmärkten.

Bernd Müller-Kaller (Febr. 2014)

vergleiche auch: Bernd Müller-Kaller:  "WEIN-PHILOSOPHIE" S. 118-123

 

 

 

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